Um deine Website auf Barrierefreiheit zu testen, gibt es verschiedene Methoden und Tools, die sowohl automatische Tests als auch manuelle Überprüfungen umfassen. Diese helfen, sicherzustellen, dass deine Website den WCAG 2.1-Richtlinien (Stufe AA) entspricht und für Menschen mit Behinderungen zugänglich ist. Hier sind die wichtigsten Schritte und Tools, die du verwenden kannst:
1. Automatische Test-Tools für Barrierefreiheit
Automatische Tools überprüfen technische Aspekte deiner Website und helfen dir, offensichtliche Probleme schnell zu erkennen. Sie sollten jedoch immer durch manuelle Tests ergänzt werden, da sie nicht alle Barrieren finden.
a. WAVE (Web Accessibility Evaluation Tool)
- Ein kostenloses Tool, das direkt im Browser verwendet werden kann oder als Browser-Erweiterung verfügbar ist.
- Es zeigt dir Probleme wie fehlende Alt-Texte, falsche Überschriftenstruktur, Kontrastprobleme oder tastaturbedienbare Elemente an.
- URL: https://wave.webaim.org
b. axe (Accessibility Testing Tool)
- Ein leistungsstarkes Open-Source-Tool, das als Browser-Erweiterung (Chrome, Firefox) oder in Entwicklertools verwendet werden kann.
- Es prüft die Seite auf WCAG-Konformität und liefert detaillierte Informationen zu Barrieren.
- URL: https://www.deque.com/axe/
c. Lighthouse (in Chrome Developer Tools)
- Ein integriertes Tool in den Chrome-Entwicklertools, das unter anderem die Barrierefreiheit einer Website bewertet.
- Es gibt eine Zugänglichkeitsbewertung von 0 bis 100 und bietet Verbesserungsvorschläge, z. B. für die Verwendung von ARIA-Attributen oder Farbkontrasten.
- Öffne die Chrome-Entwicklertools → Reiter „Lighthouse“ → Barrierefreiheit prüfen.
d. Tenon.io
- Ein kostenpflichtiges Tool für umfassendere Barrierefreiheitstests, das auch in automatisierte Tests integriert werden kann.
- Tenon prüft deine Seite auf Konformität mit den WCAG und bietet eine detaillierte Analyse von Problemen.
- URL: https://www.tenon.io
e. Contrast Checker (für Farben)
- Tools wie der WCAG Contrast Checker helfen dabei, die Farbkontraste deiner Texte und Elemente zu überprüfen.
- Dieses Tool stellt sicher, dass Texte ausreichend kontrastreich sind, damit sie auch von Menschen mit Sehschwächen gelesen werden können.
- URL: https://webaim.org/resources/contrastchecker/
2. Manuelle Tests zur Barrierefreiheit
Manuelle Tests helfen dir, Barrieren zu identifizieren, die automatisierte Tools nicht erfassen können, z. B. Benutzerfreundlichkeit für Screenreader oder die Tastaturbedienbarkeit.
a. Tastaturbedienbarkeit testen
- Teste, ob deine Website vollständig mit der Tastatur bedienbar ist, ohne Maus.
- Verwende die Tabulator-Taste, um durch interaktive Elemente (Links, Buttons, Formulare) zu navigieren.
- Achte darauf, dass jedes Element einen sichtbaren Fokus hat und die Reihenfolge der Navigation logisch und intuitiv ist.
- Shift + Tab sollte dich rückwärts durch die Seite navigieren lassen.
b. Screenreader testen
- Verwende Screenreader, um zu überprüfen, ob der Inhalt deiner Website für blinde oder sehbehinderte Nutzerzugänglich ist. Beliebte Screenreader sind:
- NVDA (Windows): Kostenloser Screenreader https://www.nvaccess.org
- JAWS (Windows): Kostenpflichtig, aber weit verbreitet https://www.freedomscientific.com/
- VoiceOver (macOS/iOS): Eingebauter Screenreader auf Apple-Geräten.
- Teste die Lesereihenfolge und die Beschriftungen von Links, Bildern und Formularen, um sicherzustellen, dass sie für Screenreader-Nutzer verständlich sind.
c. Formulare manuell prüfen
- Teste Formulare, um sicherzustellen, dass Labels korrekt mit Eingabefeldern verknüpft sind (
<label for="id">
). - Überprüfe, ob Fehlermeldungen nicht nur visuell (z. B. durch rote Markierungen), sondern auch textuell deutlich sind.
- Achte darauf, dass Formularelemente mit der Tastatur erreichbar und bedienbar sind.
d. Responsive und Zoom-Tests
- Stelle sicher, dass deine Website responsive ist und auf verschiedenen Bildschirmgrößen und Geräten gut funktioniert.
- Teste, ob die Seite bei einer Vergrößerung auf 200 % (ohne Qualitätsverlust) nutzbar bleibt, da dies ein WCAG-Anforderung ist.
- Prüfe, ob Inhalte sich anpassen, ohne dass horizontales Scrollen notwendig ist.
3. Barrierefreiheitserklärung bereitstellen
- Wenn deine Website für öffentliche Stellen ist, musst du eine Barrierefreiheitserklärung nach BITV 2.0bereitstellen.
- Diese Erklärung informiert Nutzer über den aktuellen Stand der Barrierefreiheit der Website und gibt ihnen die Möglichkeit, Barrieren zu melden.
- Stelle auch eine Kontaktmöglichkeit bereit, um Feedback von Nutzern zu erhalten, die auf Barrieren stoßen.
4. Benutzer mit Behinderungen einbeziehen
- Der beste Weg, die Barrierefreiheit zu testen, ist, direkt mit Menschen mit Behinderungen zusammenzuarbeiten. Sie können dir wertvolle Einblicke geben, wie zugänglich und nutzerfreundlich deine Website tatsächlich ist.
- Führe Usability-Tests durch, bei denen Menschen mit Sehbehinderungen, motorischen Einschränkungen oder anderen Behinderungen deine Website testen.
5. Wiederholte und regelmäßige Tests
- Barrierefreiheit ist kein einmaliges Projekt, sondern sollte fortlaufend geprüft und verbessert werden. Bei jeder Änderung deiner Website (neue Funktionen, Inhalte) sollte die Barrierefreiheit erneut getestet werden.
- Plane regelmäßige Audits deiner Website, um sicherzustellen, dass sie den Anforderungen der WCAG weiterhin entspricht.
Zusammenfassung der Schritte:
- Automatische Tests mit Tools wie WAVE, axe und Lighthouse durchführen, um technische Barrieren zu erkennen.
- Manuelle Tests, einschließlich Tastaturbedienbarkeit, Screenreader-Tests und Formularüberprüfungen, ergänzen die automatisierten Tools.
- Farbkontrast und Zoom-Funktionalität prüfen, um sicherzustellen, dass Texte gut lesbar und Inhalte skalierbar sind.
- Benutzer mit Behinderungen einbeziehen, um reale Nutzbarkeit und Barrierefreiheit zu testen.
- Regelmäßige Überprüfung der Website, um sicherzustellen, dass sie stets barrierefrei bleibt.
Mit diesen Schritten kannst du sicherstellen, dass deine Website für alle Nutzer zugänglich ist und den gesetzlichen Anforderungen entspricht.
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